Oblomow
  • Iwan Gontscharow
    Oblomow
    Neu übersetzt von Vera Bischitzky
    Hanser Verlag, 840 Seiten
    Leinen, Fadenheftung, Lesebändchen
    34,90 Euro

Jetzt oder nie!

Ilja Iljitsch Oblomow heißt der Held und Namensgeber von Iwan Gontscharows 1859 erschienen Roman, der nun anlässlich des 200. Geburtstages seines Autors von Vera Bischitzky neu übersetzt wurde. Ein zugegeben recht müder Held! Kaum gelingt es ihm, sich morgens aus seinem Bett zu erheben! Die Tage verbringt er am liebsten friedlich dahindämmernd in seinem bequemen Chalat auf dem Diwan und gibt sich süßen Tagträumen hin. Nur noch selten geht er aus, zu Bekannten oder ins Theater, noch seltener nimmt er ein Buch zur Hand. Doch er isst gerne und üppig zu Mittag und hält mit Vorliebe ausgiebige Mittagsschläfchen. Ja, vom vielen Schlafen bekommt er sogar schon Gerstenkörner! Und dennoch, Oblomow wäre vollauf zufrieden mit diesem eintönigen Leben, wären da nicht die Sorgen bezüglich des väterlichen Gutes. Jahr für Jahr gehen die Einnahmen zurück und der Dorfälteste schreibt von Missernten, Zahlungsrückständen und Verringerungen der Einkünfte. Das Gut bedarf verschiedener Veränderungen und Verbesserungen in der Verwaltung. Um diese in die Wege zu leiten wird er selber nach Oblomowka reisen müssen, dessen ist sich Oblomow bewusst. Doch der Plan für die Umgestaltungen ist bei weitem noch nicht zu Ende gedacht und so gehen die Jahre ins Land, ohne dass er überhaupt den ersten Schritt tut. Und dann ist da auch noch der Ärger mit dem Vermieter, der ihn drängt auszuziehen. Die Mühsal und Strapazen eines Umzugs erscheinen dem ganz und gar veränderungsscheuen Oblomow kaum zu bewältigen!

Aber sein Freund Stolz, der das genaue Gegenteil von Oblomow ist – ruhelos, wissbegierig und zielstrebig – stellt ihm schließlich ein Ultimatum, „Jetzt oder nie!“, denn wenn er seinen Lebensstil nicht umgehend ändert, wird sich dies negativ auf seine Gesundheit auswirken. Stolz ist es auch, der Oblomow die junge Olga vorstellt und so unbewusst eine zarte Liebesgeschichte ins Rollen bringt.

Aber vermag es die Liebe, den trägen Oblomow schließlich doch noch in Bewegung zu setzen und der Oblomowerei, die weit über die Grenzen Russlands hinaus sprichwörtlich geworden ist und sogar in den Duden Eingang gefunden hat, ein Ende machen?

Ein wunderbares Buch und eine herzerwärmende Liebesgeschichte voller Witz und Ironie, aber auch voll tragischer Tiefe. Sein Held, Oblomow, ist einer, den man nicht so bald wieder vergisst. Sanft und gutmütig wie ein Täuberich schleicht er sich in unsere Herzen und man muss ihn einfach gerne mögen und dennoch möchte man ihn manchmal am liebsten packen und schütteln, um ihn nur endlich aus seiner Lethargie herauszureißen!